Optima-Saiten
Letztes Jahr wurde ich auf die deutsche Saitenmarke Optima aufmerksam gemacht. Kurze Zeit später lernte ich den Inhaber der bayerischen Saitenspinnerei auf dem Mannheimer Guitar Summit kennen, der mir dann sein komplettes Nylonsaiten-Sortiment zukommen ließ.
Optima Saitensortiment |
Optima No.6
Technisches und Haptik
Schon beim ersten Saitenkontakt musste ich feststellen, dass der Zug doch zu hoch ist. Im Laufe der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür wie hoch der Saitenzug ist, in dem man die Saiten über dem Schallloch zusammendrückt. Bei mir gilt, schaffe ich es nicht, dass sich Finger und Daumen berühren, ist das nix für mich. Dies bestätigte sich auch nach den ersten paar Akkorden.Saitenspannung testen. |
Die d4 entspricht im Querschnitt ungefähr der d4-Luthier-20. Die A5 und E6 sind etwas stärker. Die Silberdraht-Umwicklung kommt mir bei der Optima-Saite etwas feiner vor, wobei sie insgesamt etwas steifer sind, was wohl mein Empfinden erklärt, dass der Zug eben doch höher ist (?). Will heißen - sie sind für mich nicht ganz so kommod zu spielen wie die von mir gewohnten Luthier 20. Anfangs dachte ich noch, dass ich mich wohl daran gewöhnen könnte. Wenige Tage später spielte ich ein Konzert mit den Neuen, was man eigentlich nicht machen sollte, aber es lief einigermaßen. Im Laufe der Tage bildete sich die Hornhaut, die man als Flamencogitarrist eh hat, an der Anschlagshand etwas mehr aus. Vor allem am Daumen, was mich jetzt, auch noch nach 4 Wochen, ziemlich stört. Ob dies die doch etwas höhere Spannung oder die Saiten-Oberfläche bewirkt, kann ich nicht beurteilen. Nun hat mir aber der Hersteller versprochen, einen speziellen Satz für mich zu entwickeln, der meinen Wünschen und Spielgepflogenheiten entspricht. Da bin ich mal sehr gespannt.
Klang
Der No.6-Satz klingt sehr gut (höre Video unten). Die Bässe sind voll und schlagen kaum auf den Bünden an. Die Spritzigkeit könnte noch etwas besser sein. Aber das ist eben immer die Ambivalenz zwischen Masse in Bewegung zu setzen (Attack) und voller Klang und/oder Sustain. Sustain brauchen wir eher nicht auf der Flamencogitarre, aber einen Wums sollte die Saite doch haben. Die Diskantsaiten sind etwas topfiger, aber die g-Saite klingt sehr gut und erzeugt eben auch den unverkennbaren g-Saiten-Sound einer Conde. Der Optima-Chef empfahl mir doch mal die Carbon-Saiten aufzuziehen. Ich muss zugeben, seit die Carbon-Saiten auf den Markt kamen und ich damals den ersten Testsatz aufzog, war für mich sofort klar, das ich so „modernen Zeugs“ nicht brauche. Die Saiten waren mir einfach zu dünn und vor allem beim Picado fiel ich ständig durch. Nun steht die Entwicklung auch hier nicht still. Ich zog sehr skeptisch die Optima Natural Carbon Low Tension auf und war doch sehr angenehm überrascht. Der Zug ist sehr moderat. Entscheidend ist aber, dass sie sich in der Stärke zu normalen Nylon-Saiten nicht unterscheiden. Der Ton ist aber ein bisschen brillanter, ja giftiger wie bei normalen Clear-Nylon-Saiten. Man gewöhnt sich schnell daran, wobei der typische Conde-Sound der g-Saite nicht mehr so prägnant ist.Bei der Video-Aufnahme waren die Optima No.6 Clear Nylon gerade mal drei Tage alt. Also noch nicht in ihrer vollen Entfaltung.
Jetzt - vier Wochen später fiel die Klangqualität in keiner Weise ab. Wobei mir der Klang älterer Saiten eh schon immer besser gefiel.
Nun bin ich mal gespannt, was ich in den nächsten Tagen erhalte und berichte dann wieder.
⇨ Fortsetzung folgt.
Update: April 2019:
Eine Entzündung dieser Art am Daumen hatte ich noch nie. Als Flamencogitarrist kennt man ja das Problem der Blasenbildung bei lang andauernden Alzapúa-Übungen. Das ist bei mir aber lange her, da sich schon vor Jahrzehnten soviel Hornhaut an meinem Daumen gebildet hat, die eine Blasenbildung verhindert. Es sei denn man spielt längere Zeit nicht, dann bildet sich die Hornhaut wieder zurück.
Seit Jahrzehnten spiele ich LUTHIER-Saiten. Nicht nur wegen des Klangs, oder der Haltbarkeit, sondern auch wegen der Haptik. Dafür ist, speziell bei den Basssaiten die Umspinnung entscheidend. Ein runder, ovaler, flacher, oder gar ein dicker Draht, mit dem die Seele (Kern) der Saite umwickelt ist, ist entscheidend für das Empfinden des Spielers. Ich denke, dass dies mein Problem ist bei den Saiten, die ich momentan teste. Manchmal ist auch die Legierung des Drahtes ausschlaggebend, was ich aber in dem Fall nicht vermute, da ich es dann an allen Finger haben müsste. Jetzt hab ich wieder die Luthier drauf und kann nach Zwangspause und ein paar Tagen Pflege, Daumen mehrmals am Tag eine halbe Stunde in eine aufgeschnittene Zitrone stecken und nachts Ichtholan-Salbe drauf, wieder weiter üben.
Grobe Umwicklung |
Schade, dass es keine Hörverleih gibt. Mich würde mal wirklich der Unterschied verschiedener Saiten, auf derselben Gitarre, vom selben Spieler interessieren.
AntwortenLöschenGrüße aus der Pfalz - H.Köhlert