3 Tage: Flamenco - Gitarre - Unterricht
Vor drei Jahren begann Gerhard Graf-Martinez, nach 10-jähriger krankheitsbedingter Pause, wieder mit seinen beliebten Workshops. Bildete der Auftakt vor drei Jahren ein Kurs in Lanjarón (Andalusien), werden die Kurse nun mit großem Erfolg, bzw. Teilnehmerschaft, im heimischen Flamenco-Studio Lela in Schorndorf durchgeführt. Dieses Jahr musste der Kurs, wegen allzu großer Nachfrage, teilnehmermäßig begrenzt werden. Der diesjährige Termin lag günstig, Freitag 1. bis Sonntag 3. Mai, es musste kein Urlaub genommen werden. Freitags, zum Teil schon am Donnerstag, reisten die Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet an. Westfale, Berliner, Sachse und Bayer fanden sich in Schorndorf zu drei Tage Flamenco pur ein.
Das diesjährige Thema war der Taranto. Eine Tanz- und Gesangform aus der Levante, dem Osten Andalusiens, wo es früher sehr viele Bergwerke gab. Dort arbeiteten die Mineros, deren Lieder unter anderem der schwermütige Taranto war.
Am ersten Tag wurde vor allem die Herkunft des Taranto, der zur großen Gruppe der Fandangos (Tarantas) zählt, sowie der Rhythmus, der aus der Zambra entstanden ist, behandelt. Aber auch der harmonische Unterbau, sowie die Form und Struktur des Palos. Graf-Martinez legt großen Wert darauf, den Palo (Gattung) von der musikalischen Seite her zu verstehen.
Nicht irgendwelche Falsetas von Vicente Amigo sind wichtig, sondern das Verständnis für den jeweilige Palo in seiner Gesamtheit. Die „Kuh wird am Schwanze aufgezäumt“, wenn Bulerías-Falsetas bis zum Abwinken geübt werden und weder der Sevillanas-, oder Fandanguillo-Compás nicht klar und transparent gespielt werden kann. Genau aus diesem Grund fanden abends, nach dem offiziellen Unterricht, das Tablao Libre statt. Hier konnten spontane Wünsche geäußert werden, diesen oder jenen Tanz, der von den anwesenden Tänzerinnen aus dem Studio getanzt wurde, zu begleiten. Im Tablao Libre wird sehr schnell klar, dass das Acompañamiento (das Begleiten) von Tanz und Gesang, eine sehr spezielle Sache ist und über allem steht, ja die Basis für das Flamenco-Gitarrenspiel überhaupt ist.
Dies wurde uns noch mehr verdeutlicht, als wir am Samstagabend ins Cortijo gingen, ein Tablao/Restaurant im nahegelegenen Stuttgart, um eine Flamencogruppe aus Andalusien live zu erleben.
Am 2. Tag ging es dann los mit den Falsetas im Taranto. Mit strukturierter Vorgehensweise auf hohem didaktischen Niveau wurden alle Techniken der Flamencogitarre behandelt. Einiges, das man vor sich Jahren bei Kursen, aus Lehrbüchern oder Selbstunterricht aneignete, wird nun verständlicher, korrigiert oder verbessert - ja manchmal total umgekrempelt, oder mit dem berühmten „ah - jetzt ist der Zehner gefallen, so hat mir dies noch niemand gezeigt“ begleitet.
Am 3. Tag wurde auf Wunsch der Teilnehmer noch auf den 12-Compás eingegangen. Nach Analyse und Möglichkeiten einen Rhythmus aufzuteilen und der passenden Zählweise zuzuordnen, wurde anhand der Flamenco-Uhr die wichtigsten Rhythmen wie Bulerías, Alegrías etc. gemeinsam, zum Teil auch individuell geübt. Vor allem die Demonstration von Lela und Gerhard, was alleine eine neben dem Gitarristen sitzende Tänzerin, bzw. Palmas-Spezialistin bewirkt. Das exzellente polyrhythmische Zusammenwirken beider, war Ohren- und Augenschmaus zugleich.
Im Cortijo |
Zum Abschied - fast alle. |
Beim Mittagstisch im Café Moser |
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